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18. Juni 1953 (Donnerstag) - Teil 2

DDR-weit setzen sich trotz des überall verhängten Ausnahmezustandes und der massiven sowjetischen Militärpräsenz die Proteste und Streiks fort. So unter anderem in Lauchhammer im Bezirk Cottbus, in Stalinstadt im Bezirk Frankfurt/Oder, in Dresden, in Grödlitz und Bautzen im Bezirk Dresden oder in Olbernhau im Bezirk Karl-Marx-Stadt. Im Norden der DDR bzw. in einer ganzen Reihe von kleineren Städten sind die Ereignisse in Ostberlin und in den Industrieregionen erst im Verlauf der Nachtstunden bekannt geworden, d.h. dort beginnen die Proteste, Demonstrationen und Streiks erst jetzt. Doch durch das sofortige Auftreten sowjetischer Truppen und die inzwischen gezielter vorgehenden Polizeikräfte werden solche Aktionen schnell unter Kontrolle gebracht. Überall im Land errichtet die Polizei zudem Straßenkontrollpunkte, wodurch die Proteste isoliert werden können (vgl. hierzu die Bezirkskarte).

Die SED-Führung hat die Nacht im Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht in Berlin-Karlshorst verbracht. Rudolf Herrnstadt berichtet später, dass sich SED-Chef Walter Ulbricht am Morgen wieder zuversichtlich zeigt, da er von Moskau, obwohl er es erwartete, bislang nicht fallen gelassen wurde. Wie Heinz Brandt später bemerkt, ergibt sich bei Ulbricht ein "historisches Paradoxon": "Aus den Trümmern seiner Politik, die ihn nach menschlichem Ermessen hätten begraben müssen, stieg er - ein seltsamer Phönix aus der Asche - zu gefestigter Macht empor." Der 17. Juni 1953 rettet die politische Existenz Walter Ulbrichts.

Am Morgen verständigt man sich ausdrücklich darauf, dass es sich um einen "faschistischen Putsch" handelt und dies muss herausgestellt werden. Der Chefredakteur des "Neuen Deutschland" erhält den Auftrag, einen Leitartikel über den "Zusammenbruch des faschistischen Abenteuers" zu schreiben. Die sowjetische Agentur TASS veröffentlicht zugleich eine Mitteilung unter dem Titel "Zusammenbruch des Abenteuers ausländischer Sendlinge in Berlin".

Einem ersten Bericht der Volkspolizei zufolge sind außerhalb Berlins unmittelbar während des Aufstandes 19 Menschen getötet worden, darunter 15 Demonstranten bzw. unbeteiligte Passanten und vier Angehörige der bewaffneten Organe.

Bericht über die getöteten Personen anläßlich der Vorkommnisse am 17. und 18.6.1953

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In der gesamten DDR verhängen sowjetische Standgerichte willkürlich Todesurteile - als Abschreckungsmaßnahme. Der sowjetische Militärkommandant von Ostberlin, Dibrowa, gibt die Erschießung des Westberliners Willy Göttling bekannt.

Bekanntmachung des Todesurteils von Willy Göttling, 18.6.1953 (DDR-Rundfunk)

Mp3-File O-Ton (mp3)

Standrechtliche Erschießungen werden auch aus Leipzig, Jena und Magdeburg gemeldet.

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