HOME CHRONIK KARTE MATERIAL FORUM VERANSTALTUNGEN
Tote des 17. Juni 1953
Jahrestag 2003
Newsletter abonieren
zurueck zur Hauptseite
Ausfuehrliche Suche

Edgar Krawetzke

16.3.1933 - 18.6.1953
gest. um 6.25 Uhr im West-Berliner Martin-Luther-Krankenhaus


Edgar Krawetzke wird am 16. März 1933 in Glowitz, Kreis Stolp, geboren. Von einem Weg zum Arbeitsamt kehrt der Jungverheiratete am 17. Juni nicht zurück.

Den Ermittlungen der West-Berliner Kriminalpolizei zufolge nimmt der arbeitslose Charlottenburger am Nachmittag an einer Demonstration in Berlin-Mitte teil. Vor dem ehemaligen Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz habe die Volkspolizei eine Sperrkette gebildet; die Vorposten mit "Mehrladekarabinern" ausgerüstet, der Kommandoführer mit einer Pistole. Ein Zeuge, der unmittelbar neben Krawetzke stand, berichtet, dass die Volkspolizisten aus nächster Nähe in die Menge geschossen hätten, obwohl sie von der Menschenmenge weder mit Steinen beworfen noch beschimpft worden seien: "Ohne jeglichen Grund sei von den Vopos der Sperrkette vor dem Wertheimgebäude auf die Menschenansammlung geschossen worden." (1) Wer konnte, habe sich auf den Boden geworfen, Edgar Krawetzke sei danach nicht wieder aufgestanden. Man habe ihn über die Stadtgrenze nach West-Berlin getragen, hier sei er von einem Polizeiwagen ins Elisabeth-Krankenhaus gefahren worden.

Nach einer Röntgenaufnahme wird Edgar Krawetzke weiter ins Martin-Luther-Krankenhaus transportiert, wo er am Morgen des 18. Juni um 6.25 Uhr an den Folgen eines Lungen- und Nierensteckschusses verstirbt. Bei der Obduktion wird ein Projektil Kaliber 9 mm gefunden, Pistolenmunition, die darauf hinweist, dass nur der VP-Offizier als Schütze in Frage kommt. Auf einem Foto in der "Berliner Morgenpost" vom 18. Juni 1953 ist eine Szene vom Leipziger Platz festgehalten, die - laut Zeugen - den wahrscheinlichen Schützen erkennen lässt. Nachforschungen der West-Berliner Kriminalpolizei bei nach dem Westsektor übergelaufenen ehemaligen Volkspolizisten, wer den VP-Offizier bzw. die Mannschaften kennt, verlaufen ohne Ergebnis.

Edgar Krawetzke wird nach der Trauerfeier des West-Berliner Senats auf dem Rudolph-Wilde-Platz vor dem Rathaus Schöneberg am 23. Juni 1953 auf dem Friedhof Seestraße beigesetzt.





---
1 Vgl. dazu und zum Folgenden: Der Polizeipräsident in Berlin/Nerke (KOS), Schlussvermerk [zu den Ermittlungen zu Edgar Krawetzke], o.D., in: PHS/Polpräs. Berlin, Bestand 17.6.1953.


KontaktImpressum